Karl Hohenadl, im Jahr 1940 in Landsberg am Lech geboren, dort Oberrealschule und Abitur. Seit der Schulzeit zeichnet und malt er. Nach Wehrdienst Studium der Volkswirtschaftslehre in München und Regensburg sowie Berufsleben in München und Berlin. Ab dem Jahr 2003 eigene Werkstatt in München Untermenzing, ab 2017 in München Schwabing. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind Objektkästen mit Schwemmholz, Acrylbilder und Arbeiten auf Papier. Bei vielfältigen Gestaltungsversuchen gibt es ein zentrales Anliegen: Neues Sehen durch formale Verfremdung natürlicher Strukturen und menschlicher Erscheinungen.

2018CHIEMSEETREIBGUT. Schlossökonomie Grabenstätt (mit Katalog)
2017KONFLIKT, MIGRATION, INTEGRATION. Werkstatt Schwabing
2016RÜCKBLICK UND ABSCHIED. Werkstatt Untermenzing
2016HIN UND WEG – ALLES VERGÄNGLICH? Step Across Gallery, München
2015VERMISCHTES IM DOPPEL. Werkstatt Untermenzing (mit A. Matteo)
2015DALLE RADICI ALLA LUCE. Palazzo Lucerna, Bene Vagienna, Piemont
2013GEFANGEN – UND DOCH FREI. Werkstatt Untermenzing (mit Katalog)
2010KOPF AN KOPF. Werkstatt Untermenzing (mit Katalog)
2009RHYTHMEN. UND VON HÖHEN UND TIEFEN. Werkstatt Untermenzing (mit Katalog)
2008RHYTHMEN. Neues Stadtmuseum Landsberg am Lech
2007RHYTHMEN UNTER RINDEN. Bayer. Umweltministerium, München
2005/6SPURENSUCHE AM WASSER. Galerie BOA, München Schwabing (mit Katalog)

Karl Hohenadl
Erich-Kästner-Straße 24 (Eingang Clemensstraße)
80796 München
089 1577910
karl@hohenadl.de

Copyright © 2010: Karl Hohenadl, München
Gestaltung Webseite: Mareile Paley
Technische Umsetzung: Simon Hohenadl
Spezieller Dank an Thomas Mayrhofer

Höhen: Steigen und Stürzen

2009

Der Zyklus "Der fliegende Berg" illustriert die Geschichte Christoph Ransmayrs von zwei steigenden und stürzenden Brüdern. Ransmayr erzählt diese Geschichte in so faszinierender Sprache und in so eindrucksvollen "Bildern", dass ich mich im Jahr 2007 an eine Interpretation in meiner eigenen Bildsprache heranwagte. Die 18 Illustrationen entstanden von Mai 2007 bis April 2008. Die doch lange Entstehungszeit brachte stilistische Veränderungen mit sich. Die anfänglich strenge, plakative Form geht in eine lockere, zeichnerische über. Einflüsse besonders aus Jürgen Partenheimers Werk werden stärker sichtbar.

Karl Hohenadl

Tiefen: Fallen und Fliegen

2009

Menschliche Figuren, die keinen Boden unter den Füßen haben, beschäftigen mich seit Jahren: Es sind Strauchelnde, Kippende, Fallende, Stürzende, Sinkende, aber auch Abhebende, Springende, Fliegende, Flatternde, Schwebende, Aufsteigende. Diese Figuren erinnern an haltlose Angst in Träumen, an jähen Schwindel auf Bergen und Türmen, an Schrecken eines fatalen Sturzes. Aber auch an Momente schwerelosen Schwebens im Wasser, an sportliche Sprünge in den Pool, auf dem Trampolin und im Schnee, an luftiges Gleiten unter dem Fallschirm, an prickelnde Fliehkraft in Achterbahn und Karussell.

Die Erlebnisse selbst dauern meist nur Sekunden, aber Ängste und Freuden davor und danach können uns lange begleiten. In meinen Zeichnungen soll der kurze Augenblick der "Bodenlosigkeit" von Menschen festgehalten werden. Die dem freien Fall überlassenen Männer, Frauen und Kinder haben den Halt verloren, spüren die Leere unter sich, erleben angstvolle Abstürze. Oder aber sie wollen die Erdenschwere überwinden, von der Luft und dem Wind getragen werden, sich aus den Fesseln des Alltags befreien und den Wolken nahe sein.

Die Papierarbeiten sind eine Mischung aus Zeichnung, Aquarell, teils auch Collage und literarischen Zitaten. Zeitlich entstanden sind sie von Oktober 2008 bis Februar 2009.

Karl Hohenadl

Kopf an Kopf -
malerisch inszenierte Realität

Juli 2010

Die in den Jahren 2005 bis 2010 entstandenen Papierarbeiten sind weit weg von herkömmlichen Portraits. Sie geben in ihrer Reduzierung auf wenige zentrale Elemente den Blickwinkel des Künstlers auf den Portraitierten wieder. Einige der früheren Bilder sprechen in ihrer Reduktion auf charakteristische Merkmale, ganz ohne Linienstruktur, den Betrachter sehr klar an. Ganz anders wieder, fast pophaft anmutend, die Portraits von Frauen aus den Jahren 2005 - 2008, die mit starkem, sparsamen Strich nur die Konturen herausarbeiten. Ab 2009 arbeitet Karl Hohenadl mit fließenden Linien als zusätzlichem Gestaltungselement, die oft aus den Köpfen herausfließen.

Generell fällt auf, dass fast immer Mund und Augen hervorstechende Merkmale sind. Fast alle Köpfe blicken frontal auf den Betrachter. In seiner Konzentration auf das Wesentliche schafft Karl Hohenadl eine Verdichtung der Typisierung seiner Portraits.

Monica Poalas

Gefangen - und doch frei

September 2013

Die hier gezeigten Holzobjekte aus den Jahren 2007 bis 2013 setzen die Entwicklung von früheren Arbeiten aus Schwemmgut fort. Was Klaus Seibel im Katalog von 2005 ("Spurensuche am Wasser") schreibt, gilt auch für die neueren Objekte: "Hölzer aus dem Strandgut, die Karl Hohenadl in langen Streifzügen am Wasser auswählt, inspirieren ihn zu überraschend neuen Möglichkeiten bildnerischer Gestaltung. Die Funde erfahren durch ihn einen Bedeutungswandel und werden zu Elementen inhaltlich und formal verblüffend neuer Darstellungen."

Unter dem Einfluss von Werken des Italieners Saturno Carnoli und besonders des Spaniers Francisco Farreras werden nun die Farben der Objekte erdiger und dunkler, die Formen klarer und strenger und die Wirkungen ernster, fast bedrohlich. Schnüre, Seile, Metallstücke, ja Knochen ergänzen das Schwemmholz, verstärken das Düstere und schaffen den Eindruck von Enge und Unfreiheit, von Gefahr und Gewalt.

Illustrationen zur Erzählung
"Schöne Tage in Rodalquilar"
- Eine Spanienreise mit Todesfällen -

von Christa Hohenadl

Hintergrund der Erzählung sind mehrere Reisen der Autorin in die Gegend von Rodalquilar, die wenig gemein hat mit dem Andalusien der touristischen Attraktionen von Sevilla und Granada. Hauptfigur ist eine Dozentin eines Münchner Instituts, die sich entschließt, der Einladung ihres spanischen Kollegen zu folgen und einige Ferientage in dem angeblich noch sehr ursprünglichen Rodalquilar zu verbringen. Dort begegnet sie Menschen, die ihr aufregend und interessant, aber auch in vielem recht befremdlich erscheinen: düsteren Fischern, ausgewanderten Deutschen, ausgestiegenen Hippies, undurchsichtigen Zigeunern, illegalen Einwanderern, kalten Geschäftemachern .

Die Erzählung beginnt ganz harmlos mit der Schilderung lokaler und sozialer Gegebenheiten. Die latent vorhandene Spannung verdichtet sich erst allmählich zu einem Gewebe aus Machenschaften, Betrug und Mord, das sich dann langsam entwirrt, wobei auch München und die Arbeitswelt der Protagonistin eine Rolle spielen.

Die Illustrationen zur Erzählung sind im Herbst 2010 mit Pinsel auf Papier entstanden (Format 40 x 30). Sie zeigen die Köpfe der wichtigsten Akteure und einige Landschaften des östlichen Andalusiens. Das Taschenbuch ist im Eigenverlag der Autorin erschienen, in Salzweg bei Passau im Jahr 2011 gedruckt mit einem Umfang von 267 Seiten und 20 Zeichnungen in Schwarz-Weiss.

Vom Finden, Gestalten und Bewahren

Juli 2018

Die Tiroler Ache transportiert eine Menge Treibgut aus den Alpen in den Chiemgau. Vor allem Hölzer, dem ursprünglichen Standort von Sturzbächen nach starkem Regen teilweise mitsamt den Wurzeln und Ästen entrissen, aber auch vom Menschen schon bearbeitete, nutzlos gewordene Bretter, Latten und Pfosten, teilweise mit Farbresten, mit Nägeln und Drähten, treibt es als Abfall in die Buchten am Ostufer des Chiemsees. Dort liegt es von Wellen umspült, von Wasser durchsogen, vom Wind verblasen und der Sonne gebleicht.

Einige Hölzer, an feuchten Hängen schnell gewachsen, faserig und leicht, schwimmen oben. Unter ihren Rinden hat ein geheimnisvolles Zusammenleben von Baum und Pilz stattgefunden. Nach dem Eindringen der Pilze über die Wurzeln der Bäume profitieren beide vom Austausch von Wasser und Nährstoffen, ja sogar von gegenseitigen Informationen. Sie helfen sich beim Kampf ums Überleben, wie es Peter Wohlleben in seinem Buch über das geheime Leben der Bäume beschreibt. Aber die Pilze vernichten auch das Kambium zwischen Holz und Rinde und dringen in den Stamm ein. Sie hinterlassen dabei sichtbare Spuren, die wir im Totholz unter den Rinden als marmorierte Strukturen und auch im Stamminneren als schwarze Demarkationslinien sehen.

Wenn Wasser, Sand und Wind die Rinde und den Bast von Stämmen, Ästen und Zweigen lösen, kommen die von den Pilzen gezeichneten Muster und Strukturen in nicht endender Vielfalt zum Vorschein. Jeder Fund ein Unikat! Wer angefangen hat, den Linien, den Flächen, den Mäandern, den Irrgärten von Gesichtern und Figuren nachzuspüren, kommt nicht wieder los von der unermüdlichen Fantasie der Natur als Zeichnerin.

Da ist es naheliegend, nach den originellsten Exemplaren zu suchen, sie zu sammeln, zu vergleichen, auszuwählen und sie nach Farben, nach Größen, nach Längen und Stärken zu sortieren. So kann auf einen reichhaltigen Vorrat zurückgegriffen werden, wenn eine Idee für ein Objekt verwirklicht wird, mit dem die einzelnen Kunststücke der Natur weiter gestaltet und bewahrt werden. Dazu werden die Hölzer passend bearbeitet, werden gesägt und geschliffen, bemalt und lasiert, zu einem Thema auf einer Holzplatte oder in einen Rahmen eingepasst und verschraubt. Ornamente entstehen, Felder, Kreise, Labyrinthe und Kombinationen von unterschiedlichen Formen und Farben.

Auch in den neueren, hier gezeigten Objekten verwandeln sich die Hölzer zusammen mit anderem Schwemmgut wieder in abstrakte, dreidimensionale Muster, in Figuren, in Fische und Kobolde. Bunte, aber auch düstere Skulpturen in kleinen und großen Formaten wechseln sich ab.
Freud und Leid sind da versammelt als würden alle Gefühle schon in den Formen, in der natürlichen Struktur und Maserung des Holzes vorhanden sein. Das Schwemmholz ist vor weiterem Verfall bewahrt, es verwandelt sich vom Abfall zum fast wieder lebendigen Rohstoff in Objektkästen. Die Titel der Werke lenken die Vorstellungen des Betrachters auf mögliche Themen und lassen doch Spielraum für die eigene Fantasie.